Weniger.

Was brauchst du, um glücklich zu sein?

Ich weiß es nicht so genau. Weil „glücklich“ ist schon ein großes Wort. „Glücklich“ ist mehr als zufrieden oder happy oder gut gelaunt.

„Glücklich“ ist Erfüllung und Achtsamkeit und noch viel mehr. „Glücklich“ ist was, was wir den Menschen gönnen und wünschen, die wir am meisten lieben. So wie die tiefe Atmung, die etwas in uns auslöst. Uns gesünder und stärker macht. Ausgeglichener.

Ich bin gerne unterwegs und ich merke, dass Erlebnisse mich glücklich machen – in den USA das erste Mal über einen Goldgräbertrail mit dem Auto zu fahren, in Ägypten tauchen zu gehen, den schönsten Sonnenuntergang in Hamburg zu sehen, im Waldgebiet in meiner Heimat alle Gipfel einmal erklommen zu haben. So was macht mich glücklich. So glücklich sogar, dass ich beim Tippen dieser Worte ein bisschen grinsen muss.

Wichtig für das Gefühl von Glück ist alles, was mit Liebe zu tun hat

Dr. Wolfgang Krüger, Berliner Zeitung

Glück ist verbindend.

Reise dich glücklich.

Ja, ich liebe Reisen, ich liebe es, meinen Horizont zu erweitern. Ich liebe diese stillen Momente, die man ganz für sich allein hat, wenn man einen ganz neuen Ort findet. Ich liebe die Augenblicke in den Menschenmassen bei Konzerten, die man mit Fremden teilt, wenn alle Herzen gleich klingen und alle Blicke auf ein und dasselbe gerichtet sind. Das macht mich glücklich. Viel glücklicher, als ein neues Paar Schuhe oder eine teure Tasche es jemals könnte. Wobei ich mich auch gerne mal selbst beschenkt mit Dingen. Wäre ja auch zu krass, wenn ich mir solche Dinge verweigern würde.

Auch glücklich macht mich bewusster Verzicht. Klingt vielleicht im ersten Moment seltsam, ist aber so!

In der heutigen Zeit ist das Ziel oft, die individuellen Bedürfnisse zu erkennen und seinen eigenen Willen zu stärken.

Jana Fischer, Utopia

Wenn ich weniger habe, habe ich gleichzeitig mehr. 

Als Beispiel nehme ich mal meine Wohnung – In meiner ersten richtigen eigenen Wohnung hatte ich zwei Zimmer, einen Balkon, relativ viel Platz für mich alleine. Jetzt habe ich ein *räusper, räusper* Zimmer. Schön ist anders, aber es reicht. Ich könnte auch anders wohnen, aber ich genieße diese kleine Umgebung. Ich bin gezwungen, mich bei jedem Einkauf zu fragen: Brauche ich diese Kerze? Macht diese Hose Sinn in der Anschaffung? 

Und das ist irgendwie befreiend. 

Meine Wohnung ist ein bisschen eng mit all meinen Sachen, die ich vielleicht brauche, die ich irgendwie unterbringe, aber ich bin tatsächlich glücklich damit. Ich kann super schlafen, es ist schnell geputzt, alles hat seinen Platz. So ein kleiner Lebensraum ist effektiv. Weniger Zeit mit Putzen und Aufräumen zu „verschwenden“, heißt, dass ich mehr Zeit für die Dinge habe, die mich glücklich machen.

Ein Freund meinte letztens zu mir, dass ich dem Minimalismus frönen würde. Ich denke nicht. Dazu kaufe ich zu gerne ein, dazu habe ich zu viele Dinge, aber die vage Vorstellung, ein Leben ohne viel Ballast in der Form von Dingen zu führen, gefällt mir. Und ich finde, Minimalismus passt zu Juist. Schließlich ist die Insel auch ohne viel Deko und Chichi schlichtweg atemberaubend schön.

Der Moment, wenn Glück beginnt.

Platz im Kopf macht glücklich.

Ich würde gerne mehr Platz für das Wesentliche haben – vor allem im Kopf. Das ist eine schöne Vorstellung, denn: Glücklich sein heißt für mich auch, Platz im Kopf zu haben, um diesen Moment des Glücks auch entsprechend auszukosten. Es ist doch einfach toll, immer und immer wieder an diese Momente zurückzudenken, die einen glücklich machen. Es muss ja nichts Großes sein, aber es muss Platz in dem Moment sein für das Glück und es muss Platz sein im Kopf, um zu checken, dass man glücklich ist. 

Manchmal finde ich mich in einer Situation wieder, bin umringt von Menschen und habe das Gefühl, neben mir selbst zu stehen, im wahrsten Sinne des Wortes. Das fühlt sich dann an, als würde ich diesen Moment wie in einem Film wahrnehmen. Und das ist was Gutes, denn erst dann wird mir manchmal klar, wie gut ich es habe, wie grandios und besonders der Moment ist, wie glücklich ich tatsächlich bin. 

Platz im Kopf eben. 

Dann muss der Moment aber noch Platz haben – wenn ich zu gehetzt bin, weil ich unbedingt X, Y und Z alles in den nächsten zehn Minuten schaffen will, ist gar nicht genug Platz fürs Glücklich sein. Wenn ich gedanklich schon bei der nächsten Verabredung bin, habe ich Schwierigkeiten, die Person mir gegenüber bewusst wahrzunehmen. Bestimmt geht’s nicht nur mir so. Und das ist wirklich schade: Diese Erkenntnis, dass man so oft schon an die Zukunft denkt, statt im Moment glücklich und achtsam und bewusst und schlichtweg „da“ zu sein.

Minimalismus als Lebensstil heißt: bewusster Verzicht, um Platz für das Wesentliche zu schaffen. Dinge loszulassen fällt jedoch oft schwer.

Stefanie Jacob, Utopia

Glücklich im Minimalismus und im Kopf?

Jetzt muss ich aber den Haken zu Juist schlagen, schließlich geht’s hier auf unserem Online-Magazin Seezeichen ja auch um Juist (ja, Übergänge liegen mir nicht so – dafür bin ich zu direkt). 

Wenn ich also von „Platz im Moment“ spreche, sehe ich den winterlichen, leeren Strand vor mir. Als Metapher sozusagen. Mehr Platz im Moment oder mehr Platz im Kopf geht ja kaum. Ob es nun ein leerer Strand, eine aufgeräumte Wohnung oder ein bewusster Moment des „Neben sich selbst Stehens“ ist, ist doch egal. 

Jedenfalls – Ich wünsche uns allen mehr Momente des Glücklich-Seins, ich wünsche uns allen mehr Platz im Kopf und mehr Platz im Moment, mehr Platz im Leben. Ich glaube fest daran, dass wir alle so viele Momente des puren Glücklich-Seins haben, uns aber in unserer schnellen Welt manchmal die Ruhe, die Weite und der Platz fehlen, um dieses Glück zu spüren. Also mein Rat an euch alle, wenn ihr nicht den langen, leeren Strand vor euch habt: Schließt die Augen, versetzt euch in einen ruhigen Moment und leert mal ganz bewusst euren Kopf. Erinnert euch ganz bewusst an eure glücklichen Momente. Mir jedenfalls hilft das.

Atme, bis du glücklich bist.

Wenn ich darüber nachdenke, was mich glücklich macht, ist es der Moment. Ganz bewusst etwas tun und genau das genießen. Es ist so einfach wie atmen. Das Glücklichsten passiert von ganz alleine, wenn wir uns selbst die Chance geben. Wer will denn nicht glücklich sein? Das ist so, als würde ich nicht atmen wollen. Es gehört dazu zum Leben. Nicht immer, aber oft. Atme. Sei glücklich.

Was hat euch zuletzt so richtig glücklich gemacht? Welche Momente wollt ihr noch bewusster erleben, um dieses Glück wirklich zu zelebrieren?

7 Gedanken zu „Was brauchst du, um glücklich zu sein?“

  1. Juist ist für mich,am Strand zu stehen ,den Wellen zu zusehen,in den Himmel zuschauen, mit oder ohne Sonne. Mein Herz 💓 geht auf und ich könnte weinen vor Glück. Meine Gedanken schweifen zurück in meine Jugend ,wo ich mir das gar nicht vorstellen konnte, einmal am Strand von der wunderschönen Insel Juist zu stehen. Ich danke, das ich das alles erleben darf. Eine Bitte , Töwerland behalte Deinen Zauberhaften Charme ❤️🍀🍀🍀🍀❤️

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  2. Sich fragen brauche ich das wirklich, bis jetzt hatte ich es auch nicht, rein zufühlen .

    Zu fühlen, mit wenig zu leben,
    mich befreit das.

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  3. Die Seeluft zum Durchatmen,
    das Meeresrauschen zur
    Beruhigung,
    die Weite des Horizontes, um die negativen Gedanken mit dem Wind ziehen zu lassen!

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  4. Minimalismus hilft Unwichtiges von Wichtigem zu unterscheiden und so Klarheit über die eigenen Ziele und Wünsche erlangen. Durch die Reduktion von Besitz, Aktivitäten und Beziehungen erhält man mehr Zeit für sich selbst und die wirklich wichtigen Dinge.
    Ich arbeite gerade daran….

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  5. Aufatmen, Luft holen, weg mit dem Ballast.
    Ich liebe es aufzuräumen und zu entrümpeln, gebe vieles Brauchbare in die Spende oder anderes zum Wertstoffhof.
    UND – verschenken macht ganz viel Spaß, wenn man Sachen entdeckt hat, die einem/r anderen ganz sicher noch Freude machen könnnen!

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Julia Findeisen

Julia Findeisen lebt seit 2021 auf Juist. Sie schreibt über ihre absolute Leidenschaft: Genussmomente und Glücksorte. Juist ist für sie zur Heimat geworden.

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