Wenn es dunkel wird auf Juist, beginnt die Nordsee manchmal geisterhaft zu leuchten. In den allerschönsten Blau- und Grün-Tönen, die du je gesehen hast.
Dieses Phänomen heißt Meeresleuchten. Früher war dieses Leuchten der Stoff, aus dem allerhand Legenden rund um Meerjungfrauen und Seeungeheuer gestrickt wurden. In Jim Knopf und die Wilde 13 muss Jim gar das Meeresleuchten reparieren.
Noctiluca scintillans
Das Meeresleuchten wird von winzigen Algen namens Noctiluca scintillans verursacht. Sie leuchten, wenn sie durch Wellen bewegt oder sanft berührt werden. Die Meeresleuchtetiere gehören zu den Dinoflagellaten.
Das magische Phänomen nennt sich Biolumineszenz. Zu sehen ist es nicht immer. Mit etwas Glück siehst du das Meeresleuchten auf Juist. Zahlreiche Beobachtungen von Seefahrenden deuten darauf hin, dass es am häufigsten im Winter und Sommer auftritt.
Besonders!
Dinoflagellat Noctiluca scintillans ist besonders faszinierend, weil er im Gegensatz zu anderen, auf eine statliche Größe von 2 Millimetern anschwellen kann und so mit dem bloßen Auge sichtbar wird. Und: Sie sind räuberisch unterwegs im Gegensatz zu echtem Plankton, das Photosynthese (wie Pflanzen) betreibt. Sie fressen Planktonorganismen, wie Algen und Kieselalgen (Diatomeen).
Und warum das Ganze?
Noch immer ist die Frage nicht ganz geklärt, warum auch Algen Biolumineszenz zeigen. Die Gründe lassen sich aber gut aus der Tierwelt ableiten. Glühwürmchen, Quallen, Korallen und viele Tiefseefische können auf diese Weise leuchten. Der Zweck? Als Abwehrreaktion und Schutz vor Fressfeinden, zum Anlocken von Sekundärfressfeinden (Fressfinde, die die eigenen Fressfeinde fressen), Kommunikation zwischen den Organismen und eine Reaktion auf Stress.
All das kann auch auf Algen zutreffen.
Hast du Glück?
Die kleinen Organismen müssen in sehr großer Zahl auftreten und sich vorher mit ausrechend Nährstoffen versorgt haben. Du brauchst also ein wenig Glück, wenn du das Meeresleuchten im Dunkeln auf Juist sehen möchtest.
Wenn die Nordsee flüstert und leuchtet: Das Phänomen der Biolumineszenz bleibt trotz Wissenschaft ein kleines, zauberhaftes Geheimnis.
Funkelnd.
Die Algen leuchten, wenn sie durch die Wellen an den Strand gespült werden oder du sanft mit der Hand oder den Füßen durchs Wasser streifst.
Legende von den „Nixen“ und „Seefrauen“
An der Küste, besonders rund um die Nordseeinseln wie Juist, wurden in der Vergangenheit Geschichten von Nixen und Meerfrauen erzählt, die in der Tiefe des Meeres leben. Man glaubte, dass sie das schimmernde Licht der Wellen verursachten, um Fischer und Seefahrer zu locken und in die Tiefe zu ziehen. Das leuchtende Wasser, das die Nixen umgab, galt als ihr Schmuck oder als die Spur ihres Schweifes, wenn sie in der Nacht durch das Wasser glitten.
Geisterlichter.
Auf Juist, fernab vom künstlichen Licht, kannst du dieses Schauspiel besonders intensiv erleben. Früher glaubten die Seeleute, es seien Geisterlichter oder tanzende Meerwesen, die ihnen den Weg wiesen. Heute wissen wir mehr, doch das Erlebnis bleibt genauso magisch.
Meeresleuchten ist für mich wie Magie. Dazu gehört für mich nachts auch das leuchten des Mondes. Als Kräuterfrau die oft bei Vollmond auch ihre Ernte rausbringt, ist es ein egelrechter Zauber.Es ist einfach dunkel, geheimnisvoll, rätselhaft, und unergründlich. Eine Welt für sich. Ich liebe diesen Zauber.
Mystisch schön.
Ich durfte es einmal an einem warmen Augustabend am Strand im Ostdorf erleben. Es war wirklich wunderschön und ich finde es toll, dass die Wissenschaft nicht alles bis ins letzte Detail erklären kann. Warum darf in dieser Welt nicht einfach Manches unerklärlich und trotzdem faszinierend sein?
Ich durfte es vor einigen Jahren an einem warmen Augustabend erleben und es war einfach faszinierend….und ganz besonders freut mich daran, dass die Wissenschaft eben doch nicht alles erklären kann und es trotzdem existiert !