„Der Duft des Lebens ist überall um uns herum, aber nur der, der achtsam ist, kann ihn wahrnehmen. In jedem Atemzug liegt eine Welt von Wundern und Geheimnissen.“
Rumi. Persischer Dichter und Sufi-Mystiker
Mit Sicherheit sind auch deine Erinnerungen an Juist mit bestimmten Gerüchen oder Düften verbunden. Und diese Erinnerungen steigen sofort in dir auf, wenn du diesen bestimmten Geruch wahrnimmst.
Gerüche und Düfte brauchen das Element Luft, denn die Luft transportiert sie. Je besser und reiner die Luftqualität, desto besser können wir Gerüche wahrnehmen. Logisch also, dass unsere pure, autofreie Insel Juist ein perfekter Spot für ein Geruchs-Experiment ist!
Probiere einmal diese einfache Übung für dich aus, am besten an der frischen Luft in der Natur. Wenn du das Glück hast, gerade auf Juist zu sein, könntest du dir zum Beispiel ein ruhiges Plätzchen im „Wäldchen“ suchen, um unnötige Geräusche zu vermeiden und auch die Gerüche und die Energie der Erde und der Bäume in dir aufzunehmen.
Deine Anleitung für eine Meditation auf die Gerüche um dich herum.
Schritte
Vorbereitung
Ort
Wähle einen ruhigen „Kraftort“ wie das Wäldchen auf Juist, oder, wenn du nicht auf Juist bist, einen ruhigen Ort draußen, möglichst in der Natur. Die Geräusche der Natur beruhigen dein Nervensystem.
Zeit
Früh am Morgen, wenn die Luft klar und frisch ist und die Welt noch in Ruhe liegt. (Wenn du zu den Eulen gehörst, starte eben dann, wenn du wach wirst.)
Ausrüstung
Bequeme Kleidung, eventuell eine leichte Decke oder ein Sitzkissen. Wenn du magst, habe ein Notizbuch dabei, es kann hilfreich sein, um deine Gedanken nach der Meditation festzuhalten.
Ankommen und Verankern
1-5 Minuten
Setze dich bequem und aufrecht hin, wenn es dir möglich ist, im Schneidersitz, du kannst genauso auf einer Bank Platz nehmen oder dich hinlegen. Bei Letzterem achte darauf, dass du nicht einschläfst. Die Arme liegen entspannt auf den Oberschenkeln ab oder du richtest du sie im Liegen rechts und links neben deinem Körper aus, Handflächen zeigen nach oben, die Beine liegen mit etwas Abstand voneinander, Zehen entspannt und die Füße sinken entspannt nach außen.
Richte die Wirbelsäule gerade aus, zieh dazu Steiß und Kopfkrone gefühlt auseinander, lös Spannung in den Schultern, im Kiefer und Gesicht und in deinen Beinen. Schließe die Augen. Spüre deinen Atem kommen und gehen, spüre den Kontakt deines Körpers zum Boden. Lass deine Gedanken langsam zur Ruhe kommen und konzentriere dich auf den Moment.
Du kannst für dich geistig wiederholen: Jetzt bin ich hier. Ich bin jetzt. Ich bin ganz im Hier und Jetzt.
„Heute rieche ich die Luft, die ich atme.“ Osho
Aufmerksamkeit auf den Atem lenken
2-5 Minuten
Spüre deinen Atem, wie er ein- und ausströmt. Nimm einige tiefe Atemzüge durch die Nase ein – und durch den halb geöffneten Mund wieder aus. Konzentriere dich auf das Gefühl des Atems, wie er durch die Nase in deine Lungen einströmt und deinen Körper über deinen Mund wieder verlässt. Lasse mit jedem Ausatmen mehr Spannung los. Wiederhole für dich: Mit jedem Ausatmen lasse ich alle Spannung in meinem Körper und meinem Geist los.
Zieh deine Sinne ab
1-2 Minuten
Dein Atem fließt weich und fein, mühelos, flach und entspannt.
Nun ist es Zeit, deine Sinne vom Außen abzuziehen. Dafür wiederhole geistig für dich:
Ich ziehe alle meine Sinne außer meinen Geruchssinn vom Außen ab, jetzt.
Ich richte mich nach innen und konzentriere mich ausschließlich auf meinen Geruchssinn.
So, als würdest du nur deinen Geruchssinn „scharf“ stellen, als wäre dein Radar nur noch auf die Gerüche um dich herum ausgerichtet. Alles andere um dich herum verblasst, du nimmst vielleicht noch Geräusche oder Empfindungen wahr, aber sie haben keine Bedeutung mehr. Du bist vollkommen fokussiert auf die Gerüche um dich herum.
Gerüche bewusst aufnehmen
5-10 Minuten
Wie riecht die Luft? Wie deine Umgebung? Was ist noch da? Wie riecht es über dir? Wie unter dir? Wie links und rechts von dir? Gibt es Unterschiede? Welches ist der intensivste Geruch? Welche anderen Gerüche sind da auch? …
Nimm alles wertfrei wahr und versuche, nicht mit Worten zu beschreiben, sondern lass sie einfach da sein, fühle die Gerüche um dich herum.
„Achtsamkeit ist wie ein schöner Duft, der sich verbreitet, ohne Anstrengung.“ Thich Nhat Hanh
Gerüche vertiefen
5 Minuten
Beginne nun, die Gerüche um dich herum „zu filtern“. Verweile bei jedem Geruch, den du wahrnimmst. Nimm die Qualität und die Nuancen des Geruchs wahr. Wie verändert sich der Geruch, wenn du tiefer einatmest? Welche Gefühle oder Erinnerungen ruft dieser Geruch in dir hervor? Lass die Erinnerungen aufsteigen, ohne dich an ihnen festzuhalten. Betrachte sie, und dann lass sie weiterziehen, wie Wolken am Himmel.
Dankbarkeit und Verbundenheit
2 -5 Minuten
Während du weiterhin die verschiedenen Gerüche um dich herum wahrnimmst, bringe ein Gefühl der Dankbarkeit in dein Herz: Dankbarkeit für die reine Luft, die Schönheit der Natur und die ruhige Atmosphäre deiner Umgebung, deine Fähigkeit, riechen zu können… Fühle dich verbunden mit der Natur und ihrer heilenden Kraft.
Lass die Augen noch geschlossen und beginne, deinen Fokus langsam wieder zu erweitern. Öffne deinen Radar wieder für alle Sinne, nimm Geräusche wahr, spüre deinen Körper am Boden sitzend oder liegend, schenk deiner Umgebung bewusst wieder Aufmerksamkeit. Stell dir mit geschlossenen Augen vor, wo du bist, was dich umgibt…
Vertiefe deinen Atem dann wieder, nimm ein paar tiefe Atemzüge durch die Nase ein und durch den Mund aus. Spüre die Frische und Energie, die du durch die Meditation gewonnen hast. Beginne, dich sanft zu bewegen, räkele dich, streck dich, und öffne dann, wenn du so weit bist, langsam wieder deine Augen.
Nimm dir noch ein paar Minuten Zeit, bevor du in den Tag startest. Lass es wirken.
Wenn du möchtest, notier dir deine Erfahrungen in deinem Notizbuch: Was hast du gerochen? Welche Emotionen und Gedanken sind aufgetaucht? Wie hast du die Meditation für dich erlebt?
Diese Meditationspraxis hilft dir, eine tiefere Verbindung zur Natur und zu dir selbst herzustellen, indem du deine Sinne und insbesondere deinen Geruchssinn nutzt.
Wenn es dir anfangs schwerfällt, ruhig zu bleiben, erinnere dich: Übung macht den Meister und die Meisterin. Bleib dran. Es wird leichter.
Viel Freude beim Tun und Üben! Gerne teile deine Erfahrungen mit dieser Meditation mit uns.
„Düfte sind das Gefühl der Seele.“
George Sand