Firmament

Firmament.

Den Sternen am Firmament so nahe.

Faszinierendes Firmament.

Wenn die Sonne am Horizont im Meer versinkt, tauchen sie ganz langsam auf. Erst einer, dann zwei, dann immer mehr. Schließlich glitzern sie über uns am Himmel: Tausendfach, mal heller, mal dunkler, sorgen sie in sternklaren Nächten für pures Gänsehautfeeling. Seit Menschengedenken spielen die Sterne eine große Rolle – für romantische Momente, zur Festlegung von Jahreszeiten und Himmelsrichtungen und vor allem zur Navigation in der Schifffahrt. Astronomie wurde bereits 3.000 Jahre v. Chr. betrieben und hat seitdem nichts von ihrer Faszination für uns Menschen verloren.

Von dieser Faszination ist auch Holger Everding aus Oldenburg gepackt. Der
Hobby-Astronom gibt gerne sein Wissen weiter und hat im Juni 2024 verschiedene Vorträge, gemeinsame Spaziergänge und Events zum Sternenhimmel auf Juist angeboten. An sternklaren Nächten kann man hier mit bloßem Auge bis zu 3.000 Sterne am Firmament erblicken.

Und genau das fragen wir ihn!

Juist: Warum ist gerade Juist für die Beobachtung der Sterne so geeignet?

Holger Everding: Juist hat perfekte natürliche Voraussetzungen, um die Sterne zu beobachten. Es gibt nachts auf der Insel wenig Licht. Es ist wirklich dunkel hier. Licht kommt zwar von Norderney, aus Holland und von Norddeich, aber auf der Insel sind verschiedene Stellen zu finden, an denen es wirklich finster ist. Da ist zum Beispiel die Aussichtsplattform am Otto-Leege-Pfad, direkt an der Flugplatzstraße. Hier ist es sehr dunkel und man hat quasi eine Rundumsicht. Auch super schön – und mein persönlicher Favorit – ist das Billriff. Dort ist es total duster und der Blick auf die Sterne ist noch mal ganz besonders. Die Stimmung dort ist einfach wunderbar ruhig und damit sehr geeignet zum Sterne gucken. Ich war an der Bill einmal abends mit einer Picknickdecke und habe mich an den Rand des Weges zum Strand gesetzt und
einfach in den Himmel geschaut. Das war ein einmaliges und überwältigendes Gefühl, das mir im Gedächtnis geblieben ist. Es gab so viel zu sehen in dieser Nacht, dass ich mir gar nicht merken konnte, welche Sternbilder ich genau gesehen habe, sondern einfach nur, dass es viele waren.

Der Sternenhimmel ist auf Juist nicht einmalig, aber hier habe ich ihn zum ersten Mal ganz bewusst wahrgenommen, weil man hier die Zeit und den richtigen Ort dafür hat.

Juist bietet diesen Weitblick, diese Fernsicht, die Sterne zu sehen und wertzuschätzen. Wenige Bäume oder andere Bauwerke erschweren die Sicht. Hier auf Juist kann man vieles über die Himmelsrichtungen lernen, weil sie hier so eindeutig und damit leicht zu erkennen sind.

Juist: Welche Sternbilder kann man schon mit den bloßen Augen sehen?

Holger Everding: Auf Juist kann man die wichtigsten Konstellationen und Sternbilder sehr leicht erkennen. Zum Beispiel den Großen Wagen. Der ist zwar relativ klein und eigentlich fast überall in Norddeutschland zu sehen, aber trotzdem ist er eine Erwähnung wert, schließlich kennen diesen Namen viele Menschen. Auch Orion ist oft erkennbar, ebenso der Skorpion mit seinen drei Stacheln. Auch Herkules und Kassiopeia sieht man mit bloßem Auge, wenn man gute Bedingungen hat. Sogar Andromeda und den Andromeda-Nebel kann man ohne Fernglas erkennen, wenn man scharfe Augen hat und an einer dunklen Stelle steht. Dadurch, dass hier wenig Ablenkungen sind, nimmt man die Sterne wirklich in ihrer Gesamtheit wahr.

Juist: Was kann man mit einem guten Teleskop sehen?

Holger Everding: Mit einem handelsüblichen Teleskop kann man die Ringe des Saturn erkennen – oder zumindest etwas, das an die Ringe des Saturn erinnert. Auch die Sicht auf den Mond ist faszinierend. Der Andromeda-Nebel ist ebenfalls gut zu erkennen – groß und nicht besonders lichtstark. Mit dem Teleskop sind eigentlich fast alle Planeten relativ gut zu erkennen. Außer Merkur, der ist der Sonne am nächsten, nur rund um Sonnenauf- und Sonnenuntergang sichtbar und selbst mit dem Teleskop kaum erkennbar.

Juist: Welche Bedeutung haben die Sterne für uns Menschen? Was fasziniert uns so sehr daran?

Holger Everding: Die Sterne sind so vieles für uns. Sie dienen vor allem als Wegweiser und Navigatoren. Früher waren die Sterne Abbilder dessen, was man nicht verstanden hat. Daraus hat sich dann wohl die Astrologie entwickelt, die ich persönlich aber für Unsinn halte. Die Sterne erinnern mich daran, wie klein wir sind. Das ist ein richtig emotionales Thema. Unsere Welt, zumindest das, was wir als „Welt“ bezeichnen, ist so klein im Vergleich zur Gesamtheit des Alls. Wir können uns das gar nicht vorstellen, vielleicht höchstens mit Vergleichen und Zahlen daran annähern. Bei meinen Events mache ich so einen Vergleich: Wenn wir einen kleinen, orangenen Ball haben, der etwa 14 cm groß ist und die Sonne symbolisiert, wie groß ist dann die Erde und wie weit ist sie entfernt? Die Leute raten meistens falsch und schlagen so was wie eine Murmel vor. Nein, die Erde wäre dann ein Stecknadelkopf, der etwa 15 m weit entfernt wäre. Und jetzt versucht man mal, sich vorzustellen, wie viel größer ein Planet im Vergleich zu einem Ball ist.

Unsere Welt ist eigentlich ein Staubkorn. Unvorstellbar eben – und genau das macht die Faszination der Sterne und des Weltalls für mich aus.

Das ist der emotionale Zugang, den ich zu den Sternen
habe. Ich erinnere mich, dass ich als Kind die Mondlandung schauen wollte. Meine Eltern haben mir dafür einen Fernseher gekauft und so ich konnte tatsächlich in meinem Zimmer die Mondlandung in Schwarz-Weiß mit verfolgen. Die Bilder habe ich heute immer noch im Kopf. Und dieser Moment begleitet mich jedes Mal, wenn ich in die Sterne schaue.

Ebenso faszinierend wie das Firmament ist auch der Horizont.

Die Grenze zwischen Himmel und Erde

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Julia Findeisen

Julia Findeisen lebt seit 2021 auf Juist. Sie schreibt über ihre absolute Leidenschaft: Genussmomente und Glücksorte. Juist ist für sie zur Heimat geworden.

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