Neblig.

Zauberhaft. Faszinierend.

Das Watt. Bei Nebel.

Wer nach Juist will, muss durchs Wattenmeer. Anders geht es nicht, denn zwischen dem Töwerland und Juist erstreckt sich das, was von der UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt wurde und seitdem ein riesiges Naturschutzgebiet bildet, das faszinierender kaum sein könnte. 

Die einfache Definition von Watt lautet: 

„Regelmäßig im Gezeitenrhythmus freifallende und überflutete Flächen zwischen Land und Meer.“ 

2009 hat es die UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt. Aus guten Gründen, denn: 

  1. Das Watt ist ein einzigartiges und vielfältiges Ökosystem, das von Gezeiten, Wattflächen, Salzwiesen und Prielen geprägt ist und dieses dynamische Ökosystem Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, darunter Zugvögel, Fische, Würmer und Robben bildet. 
  2. Es trägt eine große Bedeutung für die Zugvögel, die es als einen wichtigen Zwischenstopp zwischen ihren Brut- und Überwinterungsgebieten nutzen. Und weil hier jedes Jahr im Herbst tausende von Tieren rasten, die hier Nahrung finden und Energie für ihre weiteren Reisen tanken können. 
  3. Das Watt spielt eine entscheidende Rolle im Schutz und der Erhaltung von bedrohten und seltenen Arten spielt, unter anderem dient es als sichere Brut- und Nahrungsstätte für Tiere wie Seehunde und zahlreiche Vogelarten. Die Insel Memmert zum Beispiel ist eine reine Vogel- und Tierinsel geblieben. Wo gibt es das sonst (noch) in Deutschland? 
  4. Ebenso funktioniert das Wattenmeer als wichtiger ökologischer Filter und trägt zur Verbesserung der Wasserqualität bei. Es spielt auch eine Rolle bei der Küstenschutzfunktion, da es Sturmfluten abmildern kann.

Die Anerkennung durch die UNESCO erwähne ich hier noch einmal, weil sie maßgeblich dazu beigetragen hat, eine breitere Öffentlichkeit für die Bedeutung des Naturschutzes zu erreichen. Seitdem es Bildungs- und Aufklärungsmaßnahmen gibt, wissen so viel mehr Menschen um den Wert und die Einzigartigkeit des Wattenmeers – und der Wichtigkeit, dieses fragile Ökosystem zu schützen.  

Wenn Nebel im Wattenmeer aufsteigt, breitet sich eine geradezu zauberhafte Atmosphäre über ihm aus.

Der sanfte Schleier des Nebels verleiht der Landschaft eine mystische Note, während die Schatten der Salzwiesen und der silbrig schimmernde Wassernebel eine beeindruckende Kulisse schaffen. Der Nebel betont die Stille und Ruhe dieses beeindruckenden Lebensraums, und wer das Glück hat, diese geheimnisvolle Welt zu erleben, wird von der Schönheit und Einzigartigkeit des Wattenmeers im Nebel verzaubert.

Nebel ist auf Juist, besonders im November und den Wintermonaten, ein häufig anzutreffendes Wetterphänomen, das die Landschaft in einen geheimnisvollen Schleier hüllt. Doch neben der atmosphärischen Kulisse bringt diese Witterung auch besondere Herausforderungen mit sich.

Als hätte das Watt, dieses sonderbare von den Gezeiten geprägte Gebiet, nicht schon genug Risiken zu bieten, so stellt der Nebel für Schifffahrt und Navigation eine weitere Unberechenbarkeit dar. 

Ohnehin gibt es die starken Gezeiten, hinzu kommen Untiefen, das sind Stellen, an denen das Watt plötzlich flach wird, und Sandbänke, die für ungeübte oder unvorsichtige Seefahrende gefährlich werden können. Selbst bei sorgfältiger Navigation kann es zu Grundberührungen kommen. Ebbe und Flut führen zu großen Wasserschwankungen. 

Du hast vielleicht schon selbst erlebt, wie es ist, auf einer Sandbank hängen zu bleiben. Mit Pech dauert es sechs Stunden, bis die aufsteigende Flut eine Weiterfahrt ermöglicht. 

Zudem ist die Nordsee für ihr häufig raues Wetter und Sturmfluten bekannt. Schlechtes Wetter kann die Navigation erheblich erschweren. Die Gefahr von Kollisionen mit Untiefen oder anderen Wasserfahrzeugen steigt, und die Navigation durch das verzweigte Netz von Prielen und Sandbänken erfordert äußerste Vorsicht. Bei Nebel kann die Sichtweise zudem drastisch eingeschränkt sein, was die Orientierung erheblich erschwert. 

Erfahrene Bootsleute wissen: im Watt reicht es nicht aus, nur die Karte zu lesen, auch die täglichen Wetter- und Windvorhersagen muss man kennen, denn entsprechend kann die Tide vom Kalender abweichen. Die Gezeiten beeinflussen die Strömungen, für Segler bedeutet es eine weitere Herausforderung, wenn Wind gegen Strom bläst. 

Wenn der Nebel über das Watt zieht, verwandelt sich die üblicherweise klare Sicht in eine undurchdringliche und nebelverhangene Welt. Die Konturen der Salzwiesen, Prielen und Sandbänke verschwinden, und die Geräusche der Natur sind nur noch gedämpft wahrnehmbar. Diese undurchsichtige Kulisse erfordert besondere Aufmerksamkeit von den Menschen, die das Wattenmeer per Boot oder – nicht auf Juist aber an anderen Orten – zu Fuß durchqueren. 

Es gibt keine Seele, die nicht ihr Wattenmeer hätte, in dem zu Zeiten der Ebbe jedermann spazieren gehen kann.

Christian Morgenstern

Das Watt ist wie das Leben: eine ewige Veränderung. Es lädt ein dazu, das Loslassen zu lernen. Du musst nur betrachten, wie die Flut die Ebbe ablöst, wie die Ebbe die Flut zurückzieht, wie sich der Boden unter dem Flutwasser mit jeder Tide verändert. Das macht die Ebbe wieder sichtbar. Wir schreiben so viel über das Glück. Das Watt macht deutlich, dass Glück nichts Beständiges ist. Es ist vielmehr flüchtig und vergänglich, genau wie das Unglück. Wenn wir das begriffen haben, wird vieles leichter. 

Auch das wird vorüber gehen. Wie die nächste Flut und die nächste Ebbe.  


Das Wattenmeer mutet an wie eine Wunderwelt, anders als alles, was wir kennen. Das Kommen und Gehen des Wassers, das ist wie der Pulsschlag des Lebens.

Im Watt, da muss der liebe Gott wohnen.

EIn echter Nsulaner

Und dem lieben Gott, so vermuten wir, ist es egal, ob es regnet, schneit, die Sonne scheint oder der Nebel es zu verschlucken scheint. 

Das Watt. Zauberhaft. Faszinierend. Göttlich.


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Katharina Schlangenotto

Ostwestfälin und Mallorca Residente, Yoga Teacher Trainerin aus Leidenschaft und ausgestattet mit der großen Stärke, das Leben von Menschen und Teams ganzheitlich und mit Leichtigkeit in Schwung zu bringen.

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