Watt'n Erlebnis

Hautnah.

Interview mit Wattexperte und Wattwander-Legende Heino Behring

Ich versuche den Gästen zu vermitteln, dass das Weltnaturerbe Wattenmeer in Europa einzigartig und in seiner Flächengröße einmalig auf der Welt ist

Juist: Wieso bist du Wattführer geworden?

Heino: Es ist eine Familientradition. Mein Vater, Wattführer Alfred, begann 1950 damit, Juister Urlaubsgästen den Lebensraum Wattenmeer und dessen Faszination zu erklären. Dadurch bin ich bereits als Kind mit ihm ins Watt gegangen. Nachdem mein Vater diesen Beruf nicht mehr ausüben konnte, war es für mich eine Selbstverständlichkeit diese Tätigkeit weiterzuführen. Dies ist mein Beruf, den ich als Berufung betrachte und das bereits seit 1980.

Juist: Was bedeutet es für dich, dass das Watt zum Weltnaturerbe geworden ist?

Heino: Für mich war es eine Bestätigung dessen, was ich mit meinem damaligen
Mitstreiter Willi Martens von Norderney an Öffentlichkeitsarbeit betrieben habe, um immer wieder auf die Wichtigkeit des Lebensraums Wattenmeer hinzuweisen. Die Herzmuschelfischerei wurde seinerzeit auf unser Betreiben
verboten und somit auch die Politik aufmerksam. Ich war natürlich sehr zufrieden, dass weltweit die Wichtigkeit dieser einmaligen Landschaft damit anerkannt und geschützt wird.

Juist: Was macht das Wattenmeer vor Juist so besonders?

Heino: Es ist eines der schönsten und lebensreichsten Wattflächen. Diese Fläche
kann man gut begehen ohne im Schlick zu versinken. Das ist ein Verdienst der großen Tiervielfalt vor unserer Insel, die man unbedingt erhalten und schützen
muss. Dafür kämpfe ich!

Hautnah das Juister Watt erleben.

Im Juni 2009 ist das Wattenmeer in die UNESCO-Liste des Welterbes der Menschheit aufgenommen worden. Dafür muss ein Gebiet einzigartige Naturwerte besitzen, intakt und durch gute Schutzmaßnahmen gesichert sein. Erdgeschichtlich ist das Wattenmeergebiet noch jung. Es zeigt, wie Natur, Pflanzen und Tiere sich immer wieder an die täglich wechselnden Bedingungen im Watt anpassen. Der Reichtum an Leben im Wattenmeer ist außergewöhnlich: Neben vielen dauerhaften Bewohnern nutzen jedes Jahr rund 10 bis 12 Millionen Zugvögel das Wattenmeer.

Juist: Was möchtest du den Menschen auf deinen Wattführungen vermitteln?

Heino: Ich versuche den Gästen zu vermitteln, dass das Weltnaturerbe Wattenmeer in Europa einzigartig und in seiner Flächengröße einmalig auf der Welt ist. Damit ist es für Mensch und Tier von immenser Bedeutung. Auch versuche ich dem Inselurlauber die Bedeutung und Wichtigkeit der Wattlebewesen zu erklären, so wie ich es bereits als Kind von meinem Vater gelernt habe.

Juist: Was macht deine Wattführungen für Gäste zu einem unvergesslichen Erlebnis?

Heino: Ich stelle viele Themen praktisch dar und binde die Gäste aktiv in die Führungen mit ein. Besonders interessant ist, wenn sie hautnah erleben, wie aus
trübem Wattwasser kristallklares salziges „Trinkwasser“ wird oder wie schnell die riesige Wattfläche bei Flut unter dem Wasser verschwindet.

Juist: Was kann der Gast für das Weltnaturerbe Wattenmeer tun?

Heino: Er kann sich für mehr Nachhaltigkeit einsetzen, umweltbewusst handeln
und dieses Wissen an andere weitergeben.

Juist: Wie kann der Gast das Wattenmeer noch auf Juist erleben?

Heino: Der Gast kann auch mit den geschulten Wattführern des Nationalpark-Hauses das Watt erleben. Es ist gerade für unsere Region wichtig, dass so viele Gäste wie möglich über diese sensible Region informiert werden. Ich als „alter Hase“ kann ja nicht überall sein.

Juist: Was wünschst du dir für die Zukunft des Wattenmeeres?

Heino: Das Wattenmeer vor Juist ist einer hohen Belastung ausgesetzt. Verbringung von Hafenschlick verändert das Watt meiner jahrelangen Beobachtung nach negativ. Dieses fällt inzwischen vielen meiner teilnehmenden Gäste auf, die bereits seit Jahren Juist und meine Führungen besuchen. Wir
sollten daran denken: Der Mensch braucht die Natur und nicht die Natur den Menschen. Dafür zu kämpfen lohnt sich immer, aber man macht sich meistens keine Freunde damit. Hier würde ich mir ein Umdenken wünschen.

Juist: Warum ist das Wattenmeer so schützenswert?

Heino: Das Wattenmeer ist deshalb so wichtig und schützenswert, weil es das Klärwerk der Natur ist. Davon profitieren natürlich auch die Menschen, die auf dem Festland leben. Im Watt wird das Wasser der Nordsee gereinigt und sauber wieder dem Meer zurückgegeben. Das zeige ich bei jeder Führung, in dem ich zwei Gläser mit Wasser der Nordsee fülle. Dem einem Glas gebe ich einige
Muscheln hinzu, das zweite Glas bleibt so mit dem Nordseewasser. Wenn wir nach einiger Zeit die Gläser wieder kontrollieren, kann jeder sehen, dass
das Wasser mit den Muscheln klar ist. Sämtliche Würmer belüften den Wattboden und die Krebse, Fische, Vögel und der Seehund sind für die Entgiftung wichtig. Wenn dieses nicht mehr funktioniert, dann ist die internationale Zugvogelwelt zum Sterben verurteilt. Hier ist die Nahrungstankstelle der Zugvögel – im Frühjahr auf ihrem Weg in die Brutgebiete im hohen Norden und im Herbst auf ihrem Flug zurück in den Süden.

Dies ist mein Beruf, den ich als Berufung betrachte und das bereits seit 1980.

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Da knistert ja das Watt. Hast du das schon mal gehört? Es ist eines dieser faszinierenden Geräusche, die du unbedingt mal erleben willst!

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Julia Findeisen

Julia Findeisen lebt seit 2021 auf Juist. Sie schreibt über ihre absolute Leidenschaft: Genussmomente und Glücksorte. Juist ist für sie zur Heimat geworden.

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