Tuuuuuuuttttt

Tuuuuuuuttttt!

Das Hupen der Inselfähre auf Juist.

Bei Theo Tuut an Bord.

Mehr Kapitän ging nicht: Theodor Itzenga fuhr viele Jahre die Frisia IX zwischen Norddeich-Mole und Juist. Wenn er für den letzten Check über das Schiff ging, dann wusste jeder: „Jetzt beginnt mein Insel-Urlaub und ich werde gut ankommen.“

Für uns erzählt Theo nochmal aus seiner Seemannskiste:

Mein Schiff hatte Grundberührung und steckte fest! Ich habe dann alle Insulaner aufs Vorderdeck geschickt und sie ordentlich hüpfen lassen

Juist: Seit wann fährst du auf der Strecke Norddeich-Juist und wie viele Fahrten hast du ungefähr nach Juist gemacht?

Theo: Ich bin die tolle Strecke eine gefühlte Ewigkeit gefahren – deswegen kann ich auch keine genaue Zahl nennen. Das hört sich jetzt fast langweilig an – doch ich kann versichern: jede Fahrt war anders und einzigartig. Denn das Watt, die Wetterbedingungen und die Menschen an Bord waren jeden Tag komplett unterschiedlich.

Juist: Was macht die Überfahrt nach Juist so speziell?

Theo: Das Juister Wattrevier ist eines der schwierigsten überhaupt. Die Insel ist tideabhängig und kann nur angefahren werden, wenn genug Wasser unterm Kiel ist. Das heißt, der Nautiker fährt nicht zur Insel, er tastet sich quasi heran. Die Fahrrinne muss er dabei schon genau kennen – sie verändert sich durch die Strömungen des Wassers ständig. Da ist manchmal besonderes Fingerspitzengefühl gefragt – und eben Erfahrung. Ein großer Fortschritt war dabei die GPS-Vermessung des Fahrwassers, die ich eingeführt habe.

Juist: Was war dein spannendstes Erlebnis bei einer Überfahrt?

Theo: Einmal im Jahr findet auf einer der sieben Ostfriesischen Inseln ein Insulanertreffen statt. Bei einem sollte ich die Juister Vereine nach Wangerooge bringen. Das war heikel, weil die Strecke für eine Tide nur schwer zu schaffen ist. Und was passierte? Mein Schiff hatte Grundberührung und steckte fest! Ich habe dann alle Insulaner aufs Vorderdeck geschickt und sie ordentlich hüpfen lassen – so kam die Fähre wieder frei und ich konnte alle pünktlich zur Feier bringen.

Juist: An welche besonderen Erlebnisse mit Gästen erinnerst du dich?

Theo: Es gibt so viele, ein spezielles kann ich da gar nicht nennen. Natürlich kenne ich meine Stammgäste. Viele habe ich als Kleinkinder kennengelernt und später stellten sie dann stolz ihren eigenen Nachwuchs auf der Brücke vor. Das ist schon schön.

Die Insel ist tideabhängig und kann nur angefahren werden, wenn genug Wasser unterm Kiel ist.

Juist: Wie bist du zu deinem Spitznamen „Theo Tuut“ gekommen?

Theo: Durch eine Tradition: Wenn ich mit meiner Frisia IX in den Juister Hafen einbog, hab ich einmal lange das laute Schiffshorn gedrückt. So wussten die Juister, dass ihre Gäste bald kommen und sie das Teewasser schon mal aufsetzen oder die Kofferkarren noch schnell an den Hafen bringen konnten.

Juist: Letzte Frage: Was willst du machen, nachdem du Ende 2018 in Pension gegangen bist?

Theo: Wahrscheinlich werde ich ein Jäger und Sammler. Und ich werde immer mal wieder auf dem Deich stehen und übers Wasser Richtung Juist schauen …

Vielen Dank für das Gespräch und viel Spaß in deinem wohlverdienten (Un-)Ruhestand!

Zwei besondere Gesichter:

Doppeltsehen.

Vom Leben auf dem Kutschbock: Steffi und Yvonne erzählen vom Alltag als Gespannführerinnen. Super spannend!

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Julia Findeisen

Julia Findeisen lebt seit 2021 auf Juist. Sie schreibt über ihre absolute Leidenschaft: Genussmomente und Glücksorte. Juist ist für sie zur Heimat geworden.

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