Autorinnensicht

Schreiben.

Immer wieder Juist.

Das, was ich an Juist liebe, trage ich für immer in mir. Juist hat mir einen inneren Kompass eingepflanzt, mit dem ich mich überall auf der Welt zurechtfinden kann.

SAndra Lüpkes

Es war 1977, da zog Sandra Lüpkes mit ihrer Familie von Göttingen nach Juist. Der Grund: Die damals fünfjährige Sandra litt unter Asthma, das Leben auf der Nordseeinsel versprach Linderung der Beschwerden. Ihr Vater übernahm das Amt des evangelischen Inselpastors und so wuchs Sandra Lüpkes auf Juist auf. Mit 15 verließ sie die Insel, kam der Liebe wegen wieder zurück, führte eine Ferienpension und gründete auf Juist neben der Rockband „Strandgut“ auch eine Familie. Sandra Lüpkes ist mit vielen kreativen Talenten gesegnet und hat diese schließlich zu ihrem Beruf gemacht: Heute ist sie erfolgreiche Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Dozentin. Außerdem singt sie, spielt Flügelhorn und Singende Säge. Die Insel hat sie wieder verlassen und lebt jetzt mit ihrem Mann in Berlin. Doch nach Juist kehrt sie immer wieder zurück.

Juist: Haben Sie manchmal Fernweh nach Juist?

Sandra: Da ich glücklicherweise regelmäßig zur Insel fahre, wird die Zeit dazwischen nicht zu lang. Wenn ich mich nach etwas sehne, dann meist nach dem Bad
im Meer vor dem Frühstück.

Juist: Wie ist es für Sie, heute nach Juist zu kommen?

Sandra: Ich werde immer am Hafen abgeholt, und zwar vom Buchhändler, egal, ob ich privat oder beruflich reise. Auf dem Weg zur Pension treffe ich dann schon mindestens fünf alte Bekannte, die ich mit „Moin“ grüßen kann. Das gibt mir das Gefühl, die Insel freut sich auch, mich wiederzusehen.

Juist: Was macht die Insel mit Menschen? Wie verändert sie Urlauber und Zugezogene?

Sandra: Man muss unterscheiden, ob man hier lebt und arbeitet oder ob man sich eine kleine Auszeit gönnt. Als ich noch Juisterin war, raste die Zeit, ich kam nie richtig zum Durchatmen, vor allem nicht in der Hauptsaison. Das Gegenteil ist jetzt der Fall: Ich habe nur wenige Termine, die Wege, die ich zurücklegen muss, sind kurz, also scheint mir, die Zeit verläuft gemütlicher.

Juist: Wie ist der typische Insulaner? Welche Eigenschaft mögen Sie am liebsten an den Juistern?

Sandra: Wenig überraschend: Den typischen Inselmenschen gibt es nicht. Aber es gibt ein paar Sachen, die typisch sind für die Einheimischen. Zum Beispiel, dass sie bei Fernweh an den Deich gehen (statt wie die Urlauber an den Strand). Was ich sehr gern mag an den Leuten auf Juist: Sie sind sicher, das Töwerland sei der Nabel der Welt.

Das gibt mir das Gefühl, die Insel freut sich auch, mich wiederzusehen.

Juist: Wie wird man als nicht-gebürtiger Juister aufgenommen?

Sandra: Dass man mit den wortfaulen Friesen nicht warm werden kann, ist ein
Klischee. Eigentlich freuen sich die Menschen über jedes neue Gesicht. Wenn man selbst offen ist und – ganz wichtig – nicht zu besserwisserisch, wird man problemlos Kontakte knüpfen. Es gibt ja auch jede Menge Gruppen, in denen man sich engagieren kann.

Juist: Verliert oder gewinnt die Insel an Zauber, wenn man auf ihr lebt, statt nur zu urlauben?

Sandra: In einer langjährigen Beziehung ist die Sache mit den Schmetterlingen im Bauch und der rosaroten Brille ja auch irgendwann vorbei und man sieht das
Gegenüber, wie es wirklich ist, in guten und in schlechten Zeiten. Ich persönlich
bin ein Fan von realistischen Bildern, auch meine Romane versuchen immer, ein authentisches Juist zu zeigen.

Juist: Man lebt ja auf Juist mitten im Naturschutzgebiet. Wird man da für Umweltthemen sensibler oder eher abgestumpft, weil Beschränkungen zu sehr ins „normale Leben“ eingreifen?

Sandra: Für mich waren diese Eingriffe stets nachvollziehbar und wenig einschränkend. Auf Juist ist man den Naturgewalten viel direkter ausgeliefert, das macht demütig. Aber nach Memmert würde ich schon ganz gerne mal
übersetzen, das ist ein kleiner Wunschtraum von mir.

Juist: Was nimmt man mit, wenn man die Insel „für immer“ verlässt?

Sandra: Einen guten Orientierungssinn, sowohl im geografischen als auch im sozialen Sinn.

Juist: Was muss man auf Juist gesehen haben?

Sandra: Meeresleuchten – allerdings ist das nicht planbar, sondern Glückssache. Mein Mann hat es noch nie gesehen.

Dass man mit den wortfaulen Friesen nicht warm werden kann, ist ein Klischee. Eigentlich freuen sich die Menschen über jedes neue Gesicht

Juist: Die schönste Jahreszeit auf Juist?

Sandra: Alle Monate außer November und Januar.

Juist: Ihr Lieblingsort auf Juist?

Sandra: Der Pfarrgarten – das Paradies meiner Kindheit. Allerdings ist
der nicht öffentlich zugänglich

Ein Gespräch mit „Strandgut“-Mitglied Martina Fischer

SandBankLiebe als RSS-Feed für Podcatcher
SandBankLiebe bei Spotify
SandBankLiebe bei Apple Podcast
SandBankLiebe bei amazon Podcast

Was ist die Kreativinsel für dich?Schreibe deine Gedanken:

Julia Findeisen

Julia Findeisen lebt seit 2021 auf Juist. Sie schreibt über ihre absolute Leidenschaft: Genussmomente und Glücksorte. Juist ist für sie zur Heimat geworden.

Mehr Artikel für dich:

Firmament.

Perspektiven.

Klimaveränderung.