Veränderung

Klimaveränderung.

Wat maakt dat Watt?

Die Klimaveränderung ist da.

Und Juist packt sie an. Aber was macht das Watt? Bernd Oltmanns ist Biologe und Leiter des Dezernats Nationalpark-Management. Er erklärt, wie das Wattenmeer auf Veränderungen reagiert.

Juist: Herr Oltmanns, welche Auswirkungen durch die Klimaveränderung erwarten uns?

Bernd Oltmanns: Der Klimawandel ist da, das Wasser wird wärmer. Das stellen wir fest. Der Meerwasserspiegel steigt an, allerdings sehr moderat. Dadurch haben Fauna und Flora Zeit, quasi mitzuwachsen. Allerdings ist der Anstieg mittlerweile beschleunigt. Bislang konnten viele Auswirkungen kompensiert werden, Sediment wird ausgeglichen – das bedeutet Priele werden tiefer, die Watten werden höher. Das ist messbar. Und wir stellen fest, dass sich die Tierarten aus dem südlichen Bereich nun weiter nördlich finden lassen, wie zum Beispiel die Dicklippige Meeräsche. Allerdings reagiert das Wattenmeer „entspannt“, viele Tierarten oder auch Miesmuscheln und – die invasiven – pazifischen Austern leben ganz gut miteinander, sie führen eine Koexistenz. Bislang ist noch keine einheimische Tier- oder Pflanzenart verschwunden. Auch auf die Quallen, was ja oft vermutet wird, hat es keine Auswirkungen. Massives Erscheinen ist rein natürlich und zyklusbedingt.

Juist: Durch Sturmfluten ist es zu Dünenabbrüchen auf der Insel gekommen. Wie kann man das einschätzen?

Bernd Oltmanns: Wir als Nationalpark vertreten das Credo „Natur Natur sein lassen“.

Die Veränderungen sind nun mal naturgegeben, der Sand bleibt „im System“.

Die Dünen bauen sich an anderer Stelle wieder auf, am Kalfamer hat sich beispielsweise eine Salzwiese neu gebildet. Darauf ist das Wattenmeer mit seiner Dynamik eingestellt. Es lebt ja von Veränderungen und macht vieles mit.

Juist: Welche Maßnahmen könnten zum Schutz der Natur und damit der Insel vorangetrieben werden?

Bernd Oltmanns: Generell sollte man sich Gedanken darüber machen, wo man sich befindet, dass die Insel ein sensibles Ökosystem ist. Das Handeln sollte sich daran generell orientieren. Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Punkt – hier kann die Insel beispielsweise für Stromgewinnung auf Solarenergie setzen. Konzepte müssen entwickelt werden, wie Menschen klimafreundlich zur Insel gebracht werden können.

Juist: Da sind wir auch schon beim Stichwort CO2-Ausstoß: Salzwiesen sollen Treibhausgase binden. Funktioniert das auch auf Juist?

Bernd Oltmanns: Ja, natürlich nasse Salzwiesen erfüllen diesen Zweck. Entwässerte, die zum Beispiel früher als Weide genutzt wurden, schaffen das nicht. Wir sind derzeit am Festland mit Projekten zum Anlegen von Salzwiesen beschäftigt, das werden wir in Zukunft auch mit Juist machen.

Juist: Müssen wir damit leben, dass Teile der Insel von der Natur unwiederbringlich zerstört werden?

Bernd Oltmanns: Ja. Aber die Natur wird ja nicht zerstört. Sie verändert sich nur. Wir erinnern uns – es geht nichts verloren, alles bleibt im System. Wenn ich eine emotionale Bindung zu einem bestimmten Ort habe, dann schmerzt es mich natürlich, wenn etwas verschwindet. Aber das Wattenmeer lebt von seiner Dynamik, seiner Veränderungsfähigkeit. Ein Beispiel: An der Bill gibt es einen dunklen Streifen beziehungsweise Rand. Das war mal eine Salzwiese, darüber ist eine Düne gewandert.

Eine positive Aussicht?

Juist wird also nicht zerstört, Juist verändert sich nur.
Die Natur stellt sich auf Veränderungen ein. Und das sollten wir auch tun.

Was ist Klimaveränderung für dich?Schreibe deine Gedanken:

Julia Findeisen

Julia Findeisen lebt seit 2021 auf Juist. Sie schreibt über ihre absolute Leidenschaft: Genussmomente und Glücksorte. Juist ist für sie zur Heimat geworden.

Mehr Artikel für dich:

Firmament.

Perspektiven.

Zukunftsmusik.