Doppeltsehen.

Doppeltsehen.

Doppeltes Insellottchen.

Während die Insel noch schläft, die Sonne langsam ihre Strahlen über das Töwerland schickt und den neuen Tag begrüßt, tauchen aus dem Morgennebel plötzlich fabelwesengleich die Juister Pferde auf und machen sich – auf ihren Weg zur Arbeit. Die Nacht haben sie auf den Salzwiesen am Wattenmeer verbracht, nun warten die Kutschen auf sie, das allgegenwärtige Transportmittel auf dem Töwerland – und zwei ganz besondere Kutscherinnen …

Zauberinsel

Keine Autos, keine Abgase, kein Gehupe.
Reine Luft, die vom Meer kommt und die Nase streichelt.
Ruhe, die oft nur vom Ruf des Austernfischers unterbrochen wird.
Das ist Juist.
Das ist das Leben im Rhythmus der Natur.

Wenn du auf Juist scheinbar ein und dieselbe Person auf einem Kutschbock sitzen siehst – diese allerdings dreißig Meter weiter plötzlich einen roten statt eines blauen Pullis trägt – dann sind wir dir bestimmt über den sandigen Weg gefahren: wir sind eineiige Zwillinge und arbeiten zusammen als Kutscherinnen auf Juist.

Für diesen wunderbaren Job brauchen wir tatsächlich einen eigenen Führerschein. Neben den allgemeinen Verkehrsregeln, müssen wir auch ganz viel rund ums Thema Pferd wissen:

  • Jedes Tier benötigt ausreichend:
    • gutes Futter,
    • Pflege
    • passende Beschläge vom Hufschmied
    • einen sauberen Stall
    • ordentliches Arbeitsmaterial.
  • Die Geschirre müssen korrekt sitzen und auf jedes Pferd individuell angepasst werden. Sie dürfen nicht scheuern und müssen in einwandfreiem und sicherem Zustand sein.

Dafür gibt es jährlich einen Termin, an dem das Veterinäramt die Gespanne vor dem rollenden Wagen beurteilt – außerdem wird jeder Wagen vom TÜV geprüft und mit einer gültigen Plakette, welche sichtbar am Fahrzeug angebracht wird, ausgestattet.

Wir arbeiten 6 Tage die Woche – der freie Tag fühlt sich dann fast wie Urlaub auf unserer Trauminsel an, unserem zweiten Zuhause!

Unser Alltag (wenn man das auf der Insel überhaupt so nennen kann) beginnt jeden Morgen um 06:00 Uhr im Stall. Hier werden in Teamarbeit die Pferde gefüttert, geputzt, aufgeschirrt, die Boxen ausgemistet und die benötigten Planwagen abfahrbereit gemacht. Nach einem gemeinsamen Frühstück zockeln alle los: zu unseren Aufgaben gehört der Transfer zum und vom Flugplatz oder zum Hafen und Ausflugsfahrten. Einen festen Feierabend vom Kutschbock kennen wir nicht, dieser ist abhängig vom Flugverkehr oder der Spätanreise der Fähre am Hafen.

Wir arbeiten 6 Tage die Woche – der freie Tag fühlt sich dann fast wie Urlaub auf unserer Trauminsel an, unserem zweiten Zuhause! Sommer, Sonne, Strand und Meer – einfach entspannen und die Ruhe genießen. Abends treffen wir uns dann ab und zu mit Freunden, oft sind wir aber auch zu müde vom anstrengenden Saisonalltag und fallen in unsere Betten.

Der Beruf Kutscher bzw. Gespannführer war eigentlich immer ein typischer Männerjob. Von vielen Gästen hören wir Aussagen wie: „Können Sie wirklich die Kutsche fahren? So ein schmales Persönchen. Das hätte ich Ihnen jetzt aber nicht zugetraut.“ Aber wir machen die Arbeit einfach super gerne und können somit ein wenig dazu beitragen, dass die wunderbare Insel autofrei bleibt.

Hier funktioniert eben alles im Pferdeschritttempo mit zwei PS: Egal, ob Warenanlieferung der Lebensmittelgeschäfte, die Müllabfuhr, Abfahren von Bauschutt, Baumaterialien für die Baustellen im Winter und natürlich der Personentransfer. Es ist ein tolles Gefühl, ein Teil davon zu sein.

Besonders wichtig ist uns dabei:

  • Zeit nehmen für Belohnungen
  • ausgiebige Streicheleinheiten
  • und Kuschelmomente mit den besten (vierbeinigen) Arbeitskollegen der Welt!

Steckbrief

Steffi und Yvonne Schwope: 1989 in Siegen geboren, nach dem Abitur kaufmännische Ausbildung und mehrere Jahre Büroalltag
Seit 2016 bzw. 2017 auf Juist und
auf dem Kutschbock zuhause, lieben die Insel schon seit Kindheitsurlauben, das Reiten und ihr eigenes Pony Heidi.

Heute sind die beiden nicht mehr auf der Insel, aber wir hatten mit ihnen zusammen eine wunderbare Zeit und wünschen ihnen nur das Beste! Wir hoffen natürlich, dass Steffi und Yvonne wieder auf die Insel kommen, um hier zu leben und zu arbeiten.

Von der Arbeit und den Pferden:

Leben und Arbeit.

Der Traum vom Leben auf der Insel: Menschen, die hier leben und arbeiten, erzählen von ihrem Inselarbeitsleben.

Pferd.

Ein Leben als Pferd auf Juist sieht ganz anders aus, als du dir vorstellst. Folge Molly, einem unserer Kutschpferde, durch einen Arbeitstag.

Arbeitsinsel.

Auf Juist Leben und Arbeiten: Ein Traum? Drei Menschen erzählen dir von ihrer Perspektive auf die Insel als Arbeitsort.

Was ist der Traum vom Kutscherleben für dich?Schreibe deine Gedanken:

Julia Findeisen

Julia Findeisen lebt seit 2021 auf Juist. Sie schreibt über ihre absolute Leidenschaft: Genussmomente und Glücksorte. Juist ist für sie zur Heimat geworden.

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