Goldfiligran

Gold.

Goldene Tradition.

Goldtradition, wie es sie so wohl nur noch auf Juist gibt.

Wie von Zauberhand aus goldenem Engelshaar auf feinste Weise gewebt, wirken die zarten, filigranen Schmuckstücke aus der Hand von Ulrich Löhmann. Er ist einer der wenigen Goldschmiedemeister Ostfrieslands, der (noch) die Kunst des Goldfiligrans beherrscht.

Die Geschichte des Goldfiligran

Das Goldfiligran ist eine spezielle Technik, mit der aus feinem Golddraht zarter Schmuck gefertigt wird. Diese Art der Goldverarbeitung ist bereits in der Antike entwickelt worden. Dabei ist jedes Schmuckstück ein Unikat, hergestellt in aufwendiger Handarbeit, die viel Erfahrung, Geduld und Präzision
erfordert. Seit dem Mittelalter wurde in Ostfriesland Filigrangoldschmuck in ganz eigenen regionalen Formen getragen. „Das war nicht nur, um die Nachbarn zu beeindrucken, sondern hatte den Grund, dass alles, was Ostfriesen damals am Leibe trugen, nicht der Steuer unterlag“, erklärt Uli Löhmann.

Die Stücke von ihm gehen zum größten Teil auf überlieferte Muster aus dem Barock zurück mit traditionellen Bestandteilen wie Herzen, Rosetten und Muscheln, aber auch Ranken, Schiffchen und Kreuze. Gleichzeitig werden in der Inselgoldschmiede auch neue Stücke in der alten Technik entwickelt. Dabei wird aus Golddraht und Goldblech mit ganz viel Geduld, vielen Wiederholungen, einem Mundlötgerät, verschiedenen Goldloten, zahlreichen
Zangen, Pinzetten, Feilen, Säuren, Beizen und einem Poliermotor ein bezauberndes Unikat. Vielleicht wird zwischendurch noch das ein oder andere
Kraftwort benutzt, wenn ein winziges Teil runterfällt und mit drei Leuten am Boden gesucht werden muss – aber das bleibt Uli Löhmanns Geheimnis.

Im Vergleich zu „normalen“ Goldschmieden sind die Einzelteile des Filigrans wesentlich kleiner und werden fast ausschließlich von Hand gemacht. Abformen, Gießen und 3D-Druck kommen hier nicht vor, da unverändert und authentisch in derselben Technik gearbeitet wird, wie es die Etrusker vor zweieinhalbtausend Jahren schon gemacht haben. Hergestellt wird alles, was an Finger, Hals, Ohren, Handgelenken oder am Revers getragen und aus Filigran gemacht werden kann.

Auch ein Nasenpiercing ist seit Neuestem in Goldfiligran erhältlich!

Uli Löhmann stellt ebenso individuelle Schmuckstücke her und ist begeistert, wenn er mit Kunden ein einmaliges Stück entwickeln kann. Ein großes Musterbuch in der Inselgoldschmiede dient dabei als Inspiration.

Der Seemannsohrring

Ein besonders traditionelles Schmuckstück ist übrigens auch der goldene Seemannsohrring, eine Creole mit den eingearbeiteten Initialen des Eigentümers. Die sind zwar nicht in Filigran gefertigt, haben aber ebenso eine alte und interessante Geschichte. Diese Ohrringe wurden ursprünglich von Seeleuten auf allen Weltmeeren getragen. Sie dienten zum einen als Erkennungsmerkmal und sollten zum anderen im Unglücksfall die Kosten für eine anständige Beerdigung decken. Heute wird der Ohrring einfach gern als Schmuck getragen. Immer noch bevorzugt an der Küste, aber nicht mehr nur von Männern.

So besonders nun die Filigrantechnik ist, so besonders ist auch Uli Löhmanns Arbeitsweise. Denn anders, als in vielen Goldschmieden üblich, lässt sich der Meister bei der Arbeit gern über die Schultern schauen und begleitet dies sogar eigens mit Veranstaltungen. Uli Löhmann: „Bei mir kann jeder zuschauen, wie
ein Schmuckstück entsteht
, denn unsere Werkplätze befinden sich direkt am Fenster. In der Saison gibt es außerdem regelmäßig Vorführungen, in denen ich Schritt für Schritt zeige, wie ein Schmuckstück in dieser alten
Handwerkstechnik aufgebaut wird.“
Doch wie kommt man dazu, ein solch altes Handwerk auszuüben? Uli Löhmanns Begeisterung wurde in seinem Praktikums- und späteren Ausbildungsbetrieb im Ostfriesischen Leer geweckt. „Damals gab es noch mehr als ein Dutzend Filigrangoldschmiede in Ostfriesland. Und ich musste mich in meinem Ausbildungsbetrieb gut benehmen, bis ich endlich auch an das Filigran durfte, das mir dann von zwei Meistern beigebracht wurde. Seitdem hat die Begeisterung dafür nicht nachgelassen und hält schon seit über vierzig Jahren“, sagt der Filigranprofi. Neben der besonderen Technik ist es die die tiefe Verwurzelung in der Geschichte Ostfrieslands, die ihn noch immer fasziniert.

Für die Zukunft des Goldfiligrans

Diese Faszination und Fertigkeit kann Uli Löhmann nun auch selbst weitergeben, denn er hat die junge Goldschmiedin Ina Mutschler an seiner Seite, die er in die Zauberkunst der aufwendigen Filigrantechnik einweiht.

„Für die Zukunft wünsche ich mir mehr Inas“, lacht Uli Löhmann. „Schön wäre es, wenn das gute alte Handwerk wieder mehr Beachtung finden würde.“

Erreicht hat er das schon bei seinen Kunden. Ein Großteil von ihnen sind Stammkunden, die schon seit über zwanzig Jahren und über mehrere Generationen zu ihm kommen. „Ich habe eben das Glück, dass die Inselgoldschmiede auf der schönsten Sandbank der Welt ihren Platz gefunden hat und die Menschen nicht nur gern wieder zurück zu uns auf die Insel kommen, sondern hier endlich auch die Zeit finden, sich einmal mit etwas völlig anderem zu beschäftigen, als sie es von zuhause kennen. Zum Beispiel mit Ostfriesischem Goldfiligran“, sagt Uli Löhmann.

Klönschnack.

Wer bei einem Besuch in der Inselgoldschmiede genügend Zeit mitbringt, kann vieldarüber erfahren,wie der Friesenhäuptling Unico Manninga, Häuptling zu Lütetsburg, bei Norden dem Goldfiligran in seinem Hausbuch aus dem 16. Jahrhundert ein farbenprächtiges Denkmal gesetzt hat.

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Julia Findeisen

Julia Findeisen lebt seit 2021 auf Juist. Sie schreibt über ihre absolute Leidenschaft: Genussmomente und Glücksorte. Juist ist für sie zur Heimat geworden.

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